Letzter Tag .. wieder kilometerlange schnurgeraden "endless highways (D-Straßen, Routes départementales) ... Reims nach Metz ...
Vorbei an vielen Soldatenfriedhöfen von 14/18.
Vorbei an Mühle von Valmy wo laut Info 1792 die französischen Revoluzzer die Preussen aufgehalten haben, die dem französischen König zu Hilfe kommen wollten. Offensichtlich entscheidender Schritt das die Revolution sich behaupten konnte...
Ziel des letzten Tags Metz mit Centre Pompidou.
Sonderausstellung "Arcimboldo" … Hintergrundtext: Arcimboldo stellte Kunstwelt des
16. Jhd. auf den Kopf. Der Adlige aus Mailand war weltgewandt kultiviert und wusste bis an den
Hof Ferdinands I. in Prag zu gefallen. Doch hinter der gefälligen Fassade verbarg sich ein anderer.
Er täuschte die Mächtigen. Er torpedierte Vorstellungen und sprengte Genrehierarchien. In seiner liebsten Disziplin hob er alltägliche Objekte jenseits ihrer eigentlichen Bestimmung und zog das Menschliche gleich hinterher. Die Objekte selbst wurden und das Menschliche verwandelte sich in essbare und verderbliche Dinge … die Welt ist so viel bewegender, wenn sich dort alles vermischt … Inmitten der Religiosität seines Zeitalters lockert der große Unruhestifter die Daumenschrauben und eröffnete den poetischen Karneval der Malerei … Bild ist aus Zyklus "die Jahreszeiten" und stellt Herbst dar ...
Noch ein Arcimboldo
Die Künstlerin Iris Schieferstein sagt:
Dem Menschen gefällt es, sich als Herrscher über die Natur darzustellen — was moralisch zweifelhaft ist ...
Warum ist ein Hund in unserer Gesellschaft mehr wert als das Schwein, das er in Form von Dosenfutter frisst und das ebenso intelligent ist wie der Hund?
Warum werden Haustiere von ihren Leiden erlöst und Menschen nicht?
In meinen Arbeiten hinterfrage ich die Ambivalenz der Moral in unseren Gesellschaften sowie die Zerstörung und Nutzung unserer Ressourcen.
(Mädels aufgepasst!)
"HighHeels" von Hans Peter Feldmann
Einige Betrachterinnen werden in diesen 33 Paar Schuhen einen Teil der Garderobe einer modebewusstenn Fraus sehehn, während andere vorallem dem Fetischcharakter als erotische Accessoire Aufmerksamkeit schenlen werden ....
... Die Damenschuhe sind als schmuckvolle Vepackung für hübsche Damenfüße farbenfrohe Sockel für weibliche Körper ... durch ihr Fehlen regt der Künstler uns zur Auseinandersetzung mit der Schönheit an ... (von Marc und Josée Gensollen)
"Hitler" von Victor Brauner
Mit diesem karikaturhaften Porträt stigmatsierte Victor Brauner schon 1934 die Figur des Diktators und verlieh damit dem bedrohlichen politschen Klima Ausdruck das seinerzeit in Europa herrschte. Adolf Hitler, am Schnurrbart erkennbar, steht symbolhaft für die universelle Tyrannei und Dummheit. Die Attacken durch verschiedene Okiekte aus volkstümlichen Bildwelten tragen ihren Teil zum Zerfall des bruchstückhaft zusammengesetzten Diktatorkopfs bei. Die Verletzungen an Augen oder Mund aus dem die repetitiven, stakkatohaften Reden Hiders hervorgehen, verschärfen die Verwandlung der Gesichtszüge. Der Faschist mit dem zerstückelten Gesicht den zerstörten Sinnen und dem abgetrennten Kopf, wird von einer Lanze und einem Regenschirm durchbohrt, die sich zu einer grotesken Krone formieren. André Breton in dessen
Besitz sich das Bild befand erfasste sofort die symbolische und magische Bedeutung von Victor Brauners Werk. Das vorliegende Bildnis ist ein Spiel ... und transportiert gleichermaßen Grausamkeit wie Lächerlichkeit. Brauner hinterfragt über dieses karikaturhafte, beunruhigende Bild die Banalität der Barbarei und der Macht der Vorstellungskraft.
"Votre Portrait" von Kudo (Japan)
Aquarium, das unser Schicksal abbildet ... Man wird in einer Kiste geboren (Uterus), lebst in einer Kiste (Wohnung) und endet in Kiste (Sarg) ...
"Corps en morceaux" (Körperteile?) von Daniel Spoerri
Ich liebe Rüstungen, weil sie so schön, so absurd, so lächerlich, kurz so menschlich sind. Meine eigene Beschäftigung mit „Rüstungen" ist nichts anderes, als die Auseinandersetzung mit dem, was man sich selbst umhängt, um den Körper schöner, größer, imposanter oder erschreckender zu machen. … Wir wollen uns vor anderen als etwas ausweisen, das wir nackt nicht verkörpern können. Ein König ließe sich ohne die Insignien seines Amtes kaum von einem Polizisten unterscheiden. … So gesehen sind Rüstungen nur die Kriegsvariante von Verkleidung.
Mit diesen Dingen also beschäftige ich mich, da andere den nackten Körper besser darstellen können und vor allem schon seit 2 000 Jahren dargestellt haben.
"Portrait meines Vaters" von Felix Gonzales-Torres ... 80kg Minzbonbons ... ich beobachte wie zwei junge Besucherinnen unbemerkt sich einfach 2 Bonbons wegnehmen ... und denke an die Putzfrau, die Beuys' berühmte "Fettecke" im Museum weggeputzt hat ... nach dem Motto "ist das Kunst oder kann das weg?..."
"I_hear_what_You_say" von Penny_Singer
Infotext: Eines der Doppelbilder von Dali als "psychologische Tarnung" .. Bilder, die sich hinter einem offensichtlichen Bild verbergen. das sich aus der verstandesgesteuerten Betrachtung ergibt sodass der oder die Schauende das sieht was er oder sie zu erwartet - die sekundären Bilder werden erst durch eine gezielte Anstrengung oder Ent-Fokussierung sichtbar.
The Endless Enigma - Das endlose Rätsel- ist Dalis wohl komplexestes Doppelbild für das er mit Pausbildern arbeitete, deren Transparenz ihm eine Auflösung der verschlüsselten Bildebenen ermöglichte, die er mit den Tiefen des Unbewussten verglich. Hier überlagern sich nicht weniger als sechs Bilder. Der Strand von Cap de Creus mit dem Fischerboot und die Rückenansicht einer sitzenden Frau, die gerade Netze flickt der liegende Philosoph, das Gesicht des "großen, dummen Zyklops" der Windhund, der Gemüsehobel mit der Obstschale mit Bimen und zwei Feigen und schließlich das mythlogische Wesen.
"Jennifer" von Heide Hatry
"Jennifer" ist eine Skulptur aus Schweinehaut, Fleisch und anderen unbearbeiteten Körperteilen.
Ich bin auf einer Schweinefarm aufgewachsen, wo das Schlachten zu meinen Aufgaben gehörte, und mir fielen oft Ähnlichkeiten zwischen Teilen des Tieres und anderen Dingen auf, einschließlich ihrer menschlichen Gegenstücke ... Die Möglichkeit, komplexe Bedeutungen zu konstruieren, den Betrachter mit einem leichten Schock aufzuwecken, ihm bewusst zu machen, dass das, was er sieht, nicht alles ist, indem man ihn zum Innehalten und Nachdenken zwingt: Das ist für mich der ganze Sinn eines
Kunstwerkes.
Heide Hatry, Künstlerin